Peter Moser hat bei der Ausarbeitung der Rahmengeometrie einiges über mein altes KTM herausgefunden. Da es mir beim neuen Rahmen in erster Linie um die Erhaltung des lebendigen Charakters ging, wollte Peter sich vor allem den Einfluss der Stauchung auf die Dynamik ansehen. Ich habe ihn ersucht, das Projekt aus seiner Sicht zu beschreiben:
Peter Mosers Beobachtungen (das Projekt aus der Sicht des Rahmenbauers):
Strada-Replica-modifed ist ein für mich sehr interessantes (und lehrreiches) Projekt mit dem Bonus, daß ich das Ergebnis selber erfahren werde können, denn David hat in etwa die gleichen Maße wie ich selbst. Somit kann ich die etwas außergewöhnliche Geometrie, die gebaut werden soll auch selbst erproben. Was ja im Rahmenbau leider die Ausnahme darstellt, da der Rahmenbauer zumeist Geometrien und Größen baut, die er selbst nicht am fertigen Produkt überprüfen kann. Ein Paradoxon im Rahmenbau, denn streng genommen kann der Rahmenkonstrukteur das Ergebnis seiner Arbeit niemals selbst überprüfen. Aber dazu mehr an anderer Stelle …
Das vermeintlich einfach umzusetzende Projekt eines Replica-Rahmens, bei dem das Original – wenn auch etwas gestaucht – vorhanden ist, entpuppt sich bei näherer Beleuchtung als gegenteilig komplex (und läßt sich auch, wie vieles im Rahmenbau, nicht mit einfachen Worten verdeutlichen).
An anderer Stelle (siehe Teil 1) wurde ja schon erwähnt, daß David sich eine seinem gestauchten Strada sehr ähnliche Geometrie wünscht. Beim Übertragen der gemessenen Längen und Winkel ins CAD-Programm stellt sich heraus, daß ein Rahmen mit geradem Oberrohr sich mit diesen Werten nicht errechnen und somit bauen läßt.
Wo liegt also der Hund begraben? Denn gefahren war es ja, das Rad! Allerdings nicht mit der Original-Gabel, denn die hatte die Stauchung des Rahmens ganz sicher nicht überlebt. Die von David verwendete Gabel ist auch tatsächlich um genau den Differenzwert, der sich im CAD-Programm zeigt, länger als eine originale Strada-Gabel.
Das hatte nun zur Folge, daß David in realiter nicht den am gestauchten Rahmen schon SEHR steilen Steuerrohrwinkel von 77° gefahren ist, sondern, weil die längere Gabel den Rahmen nach oben „gedrückt“ hat, einen Winkel von +/- 75,7°. Auch steil, aber nicht unfahrbar.
In der Konstruktion den neuen Rahmens ist das jetzt berücksichtigt (das Steuerrohr wird um den Differenzwert kürzer), der Rahmen wird um 2 cm länger um die am alten Rahmen nicht mehr gegebene Fußfreiheit wieder zu erlangen, der Sitzrohrwinkel wird etwas steiler um den Sattel um die o.g. 2 cm nach vorne zu bringen.
David kann dann mittels Sattelverschiebung entscheiden: gleich sitzen wie zuvor und 2 cm länger greifen oder 2 cm weiter vorne sitzen und gleich lang greifen.
(Text: Peter Moser)
In diesem mehrteiligen Blog berichte ich über das Werden meines Maßrahmen-Fahrrads. Am 20.08. wird mein Rahmen gelötet. Ich werde berichte, bleibt dran – Tally ho, David.
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