Gelesen haben es fast alle (LINK), miterlebt haben es einige: Die Embacher-Kollektion ist versteigert. Über 200 Fahrräder, die sich bis vor kurzem einen Dachboden geteilt haben, sind jetzt in alle Winde verstreut – hoffentlich im Sinn des englischen Wortes „dissemination“, damit sie dort, wo sie jetzt sind Früchte tragen und den Geist des Fahrradfahrens weitertragen.
Was aber fast noch spannender war als die Auktion selbst, waren die Randerscheinungen: Schon als ich am Vormittag mein Fahrrad vor dem Dorotheum für eine Vorab-Besichtigung der Objekte abstellte, merkte einer der Bauarbeiter, die gerade die Außenfassade des Palais sanieren, an: „Des werden jo immer mehr“ – die Fahrräder nämlich.
Spätestens am Abend war dann klar, dass heute nicht die üblichen Möbel, Schmuckstücke, Gemälde oder Bücher unter den Hammer kamen. Fahrrad an Fahrrad war aus Mangel an anderen Parkmöglichkeiten an den vergitterterten Kellerfenstern des Dorotheum angebracht. Viele davon hätten bei der Auktion wahrscheinlich auch einen guten Preis erzielt. U.a. ein Moulton, das nur mit einem „Ketterl“ befestigt war.
Im Saal zeigte sich dann die Teilung der Anwesenden in Fahrradfahrer mit „Vintage-Faible“ und den Technik- bzw. Trophäen-Sammlern. Wobei nicht ganz klar ist, wie viele davon beides in sich vereinten. Auf jeden Fall merkte der Auktionator gleich zu Beginn an, dass er heute einige „Neulinge“ im Saal sehe. Deshalb erläuterte er etwas ausführlicher als sonst die „Spielregeln“. Besonders wies er darauf hin, wenn er selbst das Angebot erhöht, das nicht sein eigenes Gebot darstelle, sondern dass er im Namen eines Bieters handle, der zuvor eine gewisse Höchstsumme beim Dorotheum bekannt gegeben hat, bis zu der er mitsteigern will. Oder kurz gesagt: „Das bin dann nicht ich, der gegen Sie steigert!“
Großes Kino waren dann auch ein paar filmreife Faux-Pas, die der Auktionator aber geduldig ausbügelte: Als das Gebot für ein Fahrrad bei 8.000 Euro stand, winkte ein Herr im Publikum einem gerade dem Saal betretenden Freund zu, um ihm anzuzeigen, wo er sich hinsetzen könne. Anmerkung des Auktionators: „Winken bei einer Auktion ist vielleicht nicht so geschickt.“ Und ein paar Hunderter-Schritte später wandte er sich wieder an den Winker: „Vielleicht wollen Sie jetzt ja doch noch einsteigen.“
Ein anderer hielt im Ersteigerungsfieber seine Karte mit der Bieter-Nummer verkehrt hoch, so dass die Zahl zunächst nicht zu sehen war. Kommentar des Auktionators, der den Zuschlag erteilen wollte: „Die Nummer wäre jetzt noch gut!“ Ein anderer hielt für ein Foto sein iPad hoch an dessen Unterseite er die Nummer festhielt, bemerkte seinen Fehler aber gerade noch bevor seine Aktion das Gebot hochtreiben konnte.
Alles in allem ein interessanter Abend, mit viel Kopfschütteln über teilweise erzielte Preise, Freude, dass Fahrräder so viel Anklang finden und einem weinenden Auge, dass die Kollektion nicht zu einem größeren Teil zusammengeblieben ist.